Eine "historische" Tour von 2010 auf zum Teil nicht ganz ebenen Wegen, die immer noch schön zu fahren ist. Nur der originelle Wirt der "Gotzinger Trommel" hat inzwischen aufgehört, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Wir verlassen Riemerling über die Robert-Bosch-Straße, wenden uns beim Aldi-Kreisel linkswärts nach Süden, überqueren die große Kreuzung mit ihrer absurden Radwegführung, folgen ein kurzes Stück dem Weg neben der Rosenheimer Landstraße und biegen gleich nach dem kleinen Haus rechts ab. (Wer mit Kindern unterwegs ist, wird vielleicht lieber geradeaus der Bogenstraße folgen. Dort hört man zwar den Lärm der Schnellstraße, aber es gibt nur Anliegerverkehr. Bei der Autobahnunterführung sehen wir uns wieder.)
Im Wald, an der Haidstraße, geht es wieder nach links. Während wir auf die Autobahn zufahren, können wir an schönen Wochenenden die langsam dahinziehende Karawane der motorisierten Ausflügler bestaunen. Wir unterqueren die Autobahn und nehmen oben in Neukirchstockach schräg rechts den kleinen Feldweg über die Pferdeweiden. Im Ort folgen wir dem Radweg entlang dem Golfplatz und weiter südwärts nach Brunnthal.
Am dortigen Rathaus schwenken wir kurz nach rechts und dann gleich wieder nach links in die Hofoldinger Straße. Bei der Einfahrt nach Hofolding können wir links eine eindrucksvoll vielfältige Zaunlandschaft bestaunen. Wir folgen den Kurven und überqueren dann die Staatsstraße mit einem kleinen Versatz nach links. Während wir Hofolding auf dem Markweg verlassen, begleiten uns noch ein Stück weit die Bratfett-Schwaden aus dem beliebten Großgasthof.
Auf dem weiteren Weg passieren wir ein Kleintiergehege mit Ziegen, Enten, Hühnern und Gänsen, dann die Bayerischen Asphalt-Mischwerke, und schließlich, schon im Wald, die Schießanlage des Bogenschützenclubs Hofolding. Gleich danach überqueren wir die alte Römerstraße Via Julia. Der Markweg zwischen Hofolding und Otterfing ist eine meiner Lieblingsstrecken in dieser Gegend. Der Wald ist mal kühl und schattig, dann wieder offen und sonnig, und abgesehen von nur sehr gelegentlichem motorisiertem Verkehr sind Radfahrer und Skater auf der glatten Asphaltbahn ganz unter sich.
Nach einigen Kilometern kommt die Rampe zur Autobahnbrücke. Von oben können wir nun an schönen Feiertagen die endlose Reihe der Erholungssuchenden bestaunen, die sich in ihren Autos der am Horizont sichtbaren Alpenkette zubewegen. Diese Art seine Freizeit zu verbringen halte ich, wie das Autofahren überhaupt, für einen der ganz großen zivilisatorischen Irrtümer unserer Zeit. Wir lassen Lärm und Gestank hinter uns und folgen weiter der sanften Schlangenlinie des Markwegs. Beim Verlassen des Forstes passieren wir links ein weiteres Kleintiergehege, diesmal vorwiegend Schweine und Hühner, dann ein Kieswerk und nach der Kurve kommen schon bald die Weiden des Archehofs Schlickenrieder mit den dunklen Bergschafen.
In Otterfing unterqueren wir die Bahn und halten uns dann links bis zum Gasthaus Baumann. Wer hier noch nicht das Bedürfnis zur Einkehr hat, biegt gleich am Gasthaus rechts ab und fährt auf der Bahnhofstraße weiter. An der Münchner Straße fahren wir kurz nach links, an der Kreuzung rechts in die Dietramszeller Straße und ein kleines Stück weiter wieder links in die Palnkamer Straße. In Palnkam biegen wir an der Kreuzung nach rechts in den Thalhamer Weg, der bald einen kurzen Schwenk nach rechts macht. Bei einem Feldkreuz mit Ruhebank geht es nach links weiter in Richtung Thalham. Dort kurz links und wieder rechts gen Dietenhausen, da dann rechts und weiter in teils flotter Abfahrt auf Dietramszell zu.
In Dietramszell kann, wer will, Kloster und Gastronomie besichtigen, aber unser Weg macht eigentlich schon am Ortseingang bei Gastwies eine spitze Kehre links rückwärts. Ab jetzt wird der Pfad etwas rauer, ist aber weiterhin gut befahrbar. Nach einem kurzen Stück kommt im Wald eine kräftige Steigung. Was ich in meiner Landkarte zunächst für den Hinweis auf einen Aussichtspunkt hielt, erwies sich bei näherem Zusehen als Logo des Jakobswegs, dem wir hier ein Stückchen weit folgen.
Wir halten uns auf dem Hauptweg und biegen nach gut zwei Kilometern links ab. Bald darauf verlassen wir den Wald und fahren hinunter nach Pelletsmühl. Dort dreht sich in der Tat noch immer, getrieben vom Wasser des kleinen Baches, unermüdlich ein stählernes Mühlrad. Der Ortsname hat natürlich nichts mit unseren heutigen "Pellets" zu tun. Ein idyllischer Platz.
Wir bleiben auf der kleinen Straße, biegen nach knapp eineinhalb Kilometern rechts ab, passieren Reith, folgen hinter Babenberg dem Straßenverlauf nach links, kommen an Stubenbach vorbei und erreichen schließlich das Kloster Reutberg mit Brauerei, Gastronomie und allem, was dazugehört. An Ausflusgtagen geht es dort hoch her und wir fahren einfach vorbei und hinein nach Sachsenkam. Dort an der Hauptstraße links, aber wir folgen nur kurz ihrem Verlauf und machen dann die Linkskurve nicht mit sondern radeln geradeaus weiter auf der alten Piesenkamer Straße. Die führt uns hinaus aus dem Ort und über die Felder zur Ortsverbindungsstraße, auf der wir wieder rechts in Richtung Piesenkam abbiegen.
In Piesenkam müssen wir etwas aufpassen, damit wir nicht die schmale Warngauer Straße verpassen, die ein Stück nach der Kirche auf der linken Seite in spitzem Winkel abzweigt. Auf ihr geht es weiter über Wiesen und Felder, hinein in den Wald, und alsbald überqueren wir die Strecke der Oberlandbahn. Kurz nach dem Bahnübergang nehmen wir die Straße scharf rechts, überqueren alsbald die B 318, auf der hoffentlich gerade kein reger Ausflugsverkehr herrscht, und gelangen nach Reitham. Dort kurz nach links und gleich wieder rechts, aus dem Ort hinaus und auf der schattigen Allee rechts hinüber nach Böttberg, dann weiter nach Einhaus. Dort in die schmale Straße nach links, um die etwas erhöht stehende Kapelle herum und ganz ruhig weiter in die wunderbare Haglandschaft südlich des Taubenbergs.
Dieses knapp sieben Kilometer lange Wegstück ist für uns das eigentliche Highlight der Tour. Eingehegt von Gürteln aus Sträuchern und uralten Laubbäumen liegen Einödhöfe und kleine Weiler in saftigen Wiesen. Wo der Blick sich weitet, sieht man im Süden die Kette der Alpen. Die Straße ist schmal und sehr wenig befahren. Beim Ludwiger schlängelt sich die Fahrbahn ganz eng zwischen den Gebäuden hindurch. Langsam fahren, es laufen auch Hühner herum! So geht es eben dahin, am Ende kommt eine kurze Abfahrt, schwungvoll passieren wir das alte Schulhaus von Gotzing, dann das Feuerwehrhaus und schließlich landen wir zur Einkehr bei der Gotzinger Trommel, einem ganz besonderen Hort bayerischer Lebensart.
"Bairisch" müsste ich schreiben, denn der Wirt, Hans Triebel, der sich selbst mit gutem Recht als barocken Menschen bezeichnet, nennt als sein persönliches Ziel Schutz, Erhalt und Pflege der bairischen Mundarten. Namensgebend für sein Lokal ist die historische Gotzinger Trommel, zu deren Schlag die Oberlandler 1705 beim Kampf gegen die kaiserliche Besatzung nach München zogen, wo elfhundert von ihnen in der Sendlinger "Mordweihnacht", einem der traurigsten Höhepunkte des Bayrischen Volksaufstandes gegen die kaiserlichen Besatzer und Unterdrücker unseres Landes [...] niedergehauen worden sind (Triebel). Jene Trommel, verwahrt im Heimatmuseum, trägt den Spruch "Lieber bairisch sterb'n, als kaiserlich verderb'n". Und so kämpfte Triebel, engagiert auch im Landschaftsverband Miesbach des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte, vor einigen Jahren bei seinen Gästen um jede Stimme für eine Unterschriftenliste, mit der er eine Änderung der Bayerischen Nationalhymne erreichen wollte. Die Bezüge zu Deutschland sollten daraus gestrichen und der Text der alten Lutz-Fassung von 1948 wieder eingesetzt werden, in der es statt "deutsche Erde" "Heimaterde" heisst und wo die Zeilen "Dass mit Deutschlands Bruderstämmen einig uns ein jeder schau" ersetzt sind durch die Verse "Dass vom Alpenland zum Maine jeder Stamm sich fest vertrau". Am Ende konnte er Staatsminister Sinner 7120 Stimmen überreichen. Mit der Hymne allerdings blieb es beim Alten. Ein Schild im Fenster kennzeichnet das Wirtshaus als "Tschüssfreie Zone". Gäste von jenseits des Weißwurstäquators werden dennoch freundlich bedient, wenn sie Triebels etwas raubeinige Art nicht missverstehen. Seinen politischen Ansichten ist kaum zu entgehen, aber man muß sie nicht teilen.
Bei etwas unsicherem Wetter und wohl auch wegen des Ferienbeginns hatten diesmal nur wenige Gäste den Weg in die "Trommel" gefunden, und so hatte Triebel Zeit, uns in seiner urigen Art ein Kurzseminar über den Stauferkaiser Friedrich II unter besonderer Berücksichtigung seiner Differenzen mit Hildegard von Bingen in Sachen der Kräuterheilkunde zu halten. Zwischendurch bediente er die wenigen Gäste: "Megts an Kuacha? Mia hamma an Ruamkuacha (Möhrenkuchen) und a so a Maindarinenschnittnzeigl, i woaß' aa ned genau." - "Woaßt ma ned an Beamer? I brauchat an Beamer für hint im Saal wega de Veranstaltungen." Von denen gibt es wohl einige, aber man findet sie kaum auf der Website.
An Leib und Seele gestärkt verlassen wir diesen immer wieder gerne besuchten Ort und stürzen uns - gute Bremsen vorausgesetzt - steil hinunter ins Mangfalltal. Spitzentempo 53 km/h bei behutsamer Fahrweise. Nach Überqueren der Bahnstrecke geht es gleich nach links in die Parklandschaft des Wassereinzugsgebiets der Stadt München. Immer zwischen Bahnlinie und Mangfall entlang fahren wir auf dem Sandweg weiter bis Mühlthal, wo wir ein kurzes Stück nach links die etwas ungemütliche Staatsstraße nutzen. Bald nach der hohen Autobahnbrücke führt eine Seitenstraße nach rechts, die sich gleich nochmal gabelt. Wir nehmen den linken Ast am Hang entlang. Nach einem halben Kilometer geht es nach links steil hinauf. Wer will, kann ein Stückchen schieben.
Während wir oben verschnaufen, beobachten wir den Auto- und Motorradverkehr. Wenn es ruhig ist, fahren wir auf der Allee Richtung Unterdarching und weiter über Sollach nach Kreuzstraße. Ist der Verkehr stärker, halten wir uns hart rechts am Hang entlang auf der Straße nach Valley, biegen vor der Brauerei links ab, wenden uns in Unterdarching gleich scharf nach rechts und erreichen so Kreuzstraße via Hohendilching. In Kreuzstraße queren wir die Bahnstrecke. Hier treffen die Münchner S-Bahn und die Mangfalltalbahn Holzkirchen-Rosenheim zusammen. Drüben geht es etwas bergauf und beim Bartewirt kommen wir endgültig wieder auf ebenes Gelände. Bei ruhigem Verkehr fahren wir auf der fast schnurgeraden Straße durch die langgezogene Ortschaft Kleinkarolinenfeld zügig nach Faistenhaar. Ist es dort zu belebt, können wir stattdessen hinter dem Wirtshaus nach links auf die Otterfinger Straße gelangen und dort nach gut 600 m rechts ins Dürrnhaarer Geräumt einbiegen, das uns durch den Wald nach Faistenhaar bringt. Das ist nicht asphaltiert, aber ruhig.
In Faistenhaar überqueren wir die Hauptstraße und fahren weiter geradeaus durch den Ort und auf Höhenkirchen zu. Vor der Ortsumgehung Höhenkirchen geht es scharf nach rechts und über die Brücke, im Ort dann links weiter auf der Rosenheimer Straße bis zur Münchner Straße, in die wir links einbiegen. Wer jetzt etwas Süßes verdient hat, macht an der Fußgängerampel halt und überquert kurz die Straße. Hier gibt es nämlich eine der besten Eisdielen der Gegend. Unser Weg geht noch ein kurzes Stück weiter, dann biegen wir vor der Tankstelle nach rechts in die Wächterhofstraße. Am Ende - so weit es die auch hier etwas kuriose Radwegführung erlaubt - geradeaus durch die Luitpoldsiedlung und über die Felder nach Hohenbrunn. Dort halten wir uns weiter diesseits der Bahn, achten in der engen Kurve am Wasserwerk gut auf den Gegenverkehr und gelangen unsere Richtung einhaltend unbeschadet zurück nach Riemerling.